Santa Pazienza, Valentino!

Heiliger Valentin, schenk mir Geduld!

Eigentlich hatte ich für heute Teil Drei meiner musikalischen Liebesgeschichte geplant. An dieser Stelle möchte ich bei meinen deutschen Lesern um Nachsicht bitten, dass ich sie nur in Italienisch veröffentliche. Ich habe versucht, um die italienischen Musiktitel herum eine deutsche Geschichte zu texten, aber die sprachliche Komposition geht dabei leider verloren. Also lasse ich dieses Experiment für die Italiener und alle, die ein wenig italienisch verstehen und vielleicht in die wundervollen Songs reinhören möchten.

Statt dessen schiebe ich spontan ein anderes Thema ein, denn der heutige Sonntag fällt nun ausgerechnet auf einen Tag, den ich so gar nicht mag. Obwohl er mit Liebe zu tun hat. Es ist dieser Feiertag, den es früher bei uns in der DDR nicht gab, und den wohl auch keiner wirklich vermisst hat.

Es geht um den Valentinstag

Beziehungsweise um die kommerzielle Masche, für die der kirchliche Namenstag San Valentino (Heiliger Valentin) missbraucht wird. Ihr müsst wissen, dass ich persönlich darunter leide. Nicht, weil ich alle Jahre wieder verzweifelt auf ein Liebeszeichen eines Angebeteten warte, sondern weil mein Geburtstag kurz davor im Schatten dieses verdammten Tages steht.

Es geht mit den Blumen los. In meiner Jugend hatte ich das Pech, dass es in der DDR selten Schnittblumen und im Februar überhaupt keine gab. Ich erinnere mich an ein einziges glückliches Jahr, als meine Mutter einen lila Krokus in einem braunen Plasteblumentopf ergattert hatte. Und jetzt, wo es das ganze Jahr über an jeder Ecke Blumen im Überfluss zu kaufen gibt? Jetzt riskiere ich wieder, leer auszugehen und keine Blumen zu bekommen, aus Protest gegenüber dem Gebaren der italienischen Blumenhändler. Bereits einige Tage vor dem 14. Februar werden keine normalen Blumen mehr verkauft, sondern alles Grüne und Schöne mit Herzchen und Schleifchen und schrecklichem rosa Klimbim auf Valentinstag getrimmt. Kunstvolle Sträuße und Gebinde, die alle das Doppelte, wenn nicht das Dreifache kosten. Die wenigen Blumen, die darin verarbeitet werden, lassen nach zwei Tagen schon wieder die Köpfe hängen. Mit schlechten Erfahrungen dieser Art belastet, möchte ich meinen Mann alle Jahre wieder traurigen Herzens davon abhalten, in die Valentinsfalle zu tappen.

Non mi servono i fiori, non ti preoccupare. Ich brauche keine Blumen, mach dir keinen Kopf.

Natürlich riskiert er es doch immer wieder und greift tief in die Tasche. Ich muss dann gute Miene zum gutgemeinten Spiel machen, weil mir ein simpler Strauß einfach schöner Blumen viel mehr Freude bereiten würde als dieser künstlich aufgebauschte Kram. Ich hasse den Valentinstag!

Diesmal setzte dem Ärger noch die Coronakrone auf, dass es kaum möglich war, für heute ein nachträgliches Geburtstagsessen im Restaurant zu organisieren. Ihr müsst wissen, dass die Restaurants in der Lombardei gerade seit einer Woche wieder öffnen dürfen, aber nur mittags. Ein Essen am Abend meines Geburtstages fiel also aus. Wir wollten heute, bei Sonnenschein, irgendwo am See speisen und dann, viel stärker ersehnt, ein paar Schritte in schöner Natur spazieren gehen, nachdem wir zwei Monate lang an den eigenen Wohnort gefesselt waren. Wir haben dazu gestern etwa zehn (!) Restaurants angerufen, alle waren ausgebucht. Da war er wieder, der Terror von San Valentino. Wahrscheinlich begnügten sich alle, die sonst an diesem ach so besonderen Tag abends zum Kerzenlichtdinner gingen, mit einem Mittagessen. Wir hatten es schon fast aufgegeben, als endlich ein Lokal Plätze für uns hatte. Ja, ihr ahnt es, die Preise waren dem Anlass entsprechend.

Aber gut, ich gönne es den Gastronomen, die pandemiebedingt miese Kasse zu diesem Anlass ein wenig aufzubessern. Überhaupt bin ich in diesem Jahr etwas milder und nachsichtig gestimmt. Sollen sie doch Geschäft machen, die Blumen- und anderen Läden. Wenn nicht zu Gelegenheiten wie diesen, sah und sieht es nun mal ziemlich mau aus mit der allgemeinen Kaufbereitschaft.

In diesem Sinne trinke ich heute gern noch ein Glas extra: auf die Liebe, und auf das Leben! Aber vor allem darauf, dass es im nächsten Jahr hoffentlich kein Überlebenskampf mehr ist, die Preise hochzusetzen, sondern dass ich mich dann wieder guten Gewissens aufregen kann. Verdammter, blöder Valentinstag!

Und die musikalische Liebesgeschichte erzähle ich am kommenden Sonntag zu Ende, versprochen.

Prost, Auguri und: Buon San Valentino!

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

25 Kommentare zu „Santa Pazienza, Valentino!

  1. Liebe Anke, ich wünsche dir alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag! Schade, dass das mit der Wahl des Restaurants so problematisch war, aber ich hoffe, der Tag war/ist trotzdem schön… Fühl dich gedrückt und bleib gesund….
    💐🏵💮🌹🌸🥀🌼🌺🌻⚘🌷…liebe Grüße Bea

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    1. Vielen lieben Dank, Bea! 😘
      Na klar, ich arrangiere mich. Aber das heute war wirklich etwas krass, alle Lokale rappelvoll. So ein „Heute oder nie wieder“. Aber man kanns ja auch verstehen, alle wollen mal wieder raus …

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  2. Auguri, nachträglich.
    An die schrecklichen Blumengebilde rund um den Valentinstag erinnere ich mich noch, als ich in Italien gelebt habe. Da wird sich wenig geändert haben. Allerdings habe ich sie damals nicht geschenkt bekommen, weil mein Freund sich den Valentinstag komplett verweigert hat. Mich hat es nicht gestört, zum Unverständnis unserer italienischen Freunde. Liebe Grüße aus München

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      1. Doch in München ist normalerweise auch schrecklich viel Tamtam. Ganz gut vergleichbar mit Italien, bloß dass ich in Deutschland leider noch nicht gesehen habe dass zwischen den Häusern Lichterketten mit roten Herzen hängen. Die gab’s in Mailand und später auch in Verona. Schrecklich kitschig aber mir hat’s gefallen.

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  3. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag!!! 🎂🎂🎂 Das mit ohne Blumen zu der Zeit kenne ich (auch Geburtstag im Februar, auch DDR), aber immerhin gab es immer Schneeglöckchen. Ich geh gleich morgen nochmal schauen, ob das eine noch da ist.

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    1. Dankeschön! 😊 Auch DDR, auch Februarkind, irre! Aus welcher Ecke kommst du? Oh, ja, Schneeglöckchen. Komisch, die gibt es hier nicht, oder sehe ich sie nur nicht? Muss mal aufmerksamer schauen beim nächsten Spaziergang.

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      1. Weiß nicht, eigentlich schon, mit dem schönen Namen „bucaneve“ ‒ die den Schnee durchbrechen. Aber irgendwie sehe ich sie nicht, sie sind bei mir auch eine Erinnerung an früher.

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  4. Nachträglich „Happy Bürste“ und etwas virtuelles Huldigungsgemüse von mir. Die Blumenläden in Berlin sind geschlossen, dürfen auf Bestellung aber Sträuße binden und an der Ladentür abholen lassen. Die Valentinsbestellungen dürften sich in Grenzen gehalten haben im Vergleich zu dem, was sich sonst zu diesem Datum abspielt. Um die Pralinen in Herzschachteln in den Supermärkten sind wir natürlich nicht herum gekommen.

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    1. Da dank ick dir och schön! 😍 Nur auf Bestellung klingt hart für Blumengeschäfte, wie sollen sie da kalkulieren und einkaufen? Schöne Grüße ins hoffentlich bald wieder offenere Berlin!

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  5. Hoch die Tassen! Auguri – nachträglich, aber umso überschwänglicher. 🥂🌻 Mach es doch wie die Queen – und entscheide, dass deine Geburtstagsparade im milden Juni abgehalten werden soll. Natürlich mit reichlich Blumen💐 (im Juni kein Problem), freien Tischen (auch machbar) und einem grandiosen und bezahlbaren Essen 🍋🥬🍾🍤(Vorsaison). ☀️

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    1. Danke dir, liebe Eva! 🥂 (zwei Tassen die anstoßen find ich hier grad nicht 😉) Im Juni, dass ich darauf noch nicht gekommen bin …🤗
      Für meine Tochter, die in ein paar Tagen ihren 14. nicht mit Freundinnen feiern kann, ist es auf jeden Fall eine Option. Bis dahin kann man bestimmt, zumal draußen, wieder ein bisschen was machen, auch in kleiner Gesellschaft … mal sehen. Speriamo!
      Notte! 😘

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