Schönheit, die der Hitze trotzt

Und plötzlich sind sie da, links und rechts am Straßenrand: intensiv rosa, im Abendlicht purpurrot leuchtende Blüten an manchmal unscheinbaren Bäumchen. Ende Juli bin ich verzaubert wie im Frühjahr, wenn die Kirsch- und Mandelbäume blühen. Die rosarote Pracht im Hochsommer gab es immer, aber ich hatte sie nie zuvor so stark wahrgenommen wie im vergangenen Jahr. Ihr erinnert euch: In ganz Europa, besonders auch bei uns in Norditalien, hatte es monatelang nicht richtig geregnet. Die Dürre war das Thema, das die große Hitze in den Schatten stellte. Alles war vertrocknet, und dann plötzlich diese Pracht! Inmitten der strohgelben, verdorrten Vegetation leuchteten unbeirrt rosarote Blüten. Ich erinnere mich gut, weil ich damals dachte, es gibt doch noch Hoffnung. Die Natur schafft das. Ein beruhigender Gedanke, wie ein kühlender Tropfen auf den heißen Stein der besorgten Sommerseele.

Von welcher Pflanze ich hier schwärme? Ende Juli beginnt die Zeit der Lagerströmie, auch als Kräuselmyrte oder Kreppmyrte bekannt. Ob es nun der Herkunft nach chinesische, indische oder japanische Gewächse sind, da müsst ihr einen Botaniker fragen. Das Prachtexemplar auf dem Titelbild wächst und gedeiht hier bei uns im norditalienischen Wohngebiet. Dem Gärtner, der sie dort gepflanzt hat, würde ich eine Ehrenurkunde verleihen, wenn ich ihn einmal träfe. Er hat uns direkt vorm Fenster einen atemberaubenden Anblick beschert. Den haben wir gleich mehrmals im Jahr, denn die Blüten im Sommer sind nur das Vorspiel. Man könnte sagen, der Baum blüht zweimal. Wenn es im Herbst langsam kühl wird, färben sich die sattgrünen Blätter erst gelb, dann orange, um schlussendlich ein feuerrotes Spektakel zu bieten, bevor sie die Bühne verlassen und sich auch die Lagerströmie in den Winterschlaf begibt. Aber ach, jetzt habe ich vorgegriffen. Im Herbst liefere ich gern den Beweis für die zweite farbenprächtige Show. Stay tuned!

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

26 Kommentare zu „Schönheit, die der Hitze trotzt

  1. Das ist ja mal eine sehr interessante Info und auch die Bilder dazu gefallen mir sehr!
    Hab mir gleich mal den Namen dieser zauberhaften Schönheit notiert, mal sehen ob es auch etwas für mich bzw meinen Garten wäre und danke dir dafür!
    Liebe Grüße, Hanne

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    1. Gern geschehen. Vielleicht passt es ja. Das Klima ähnelt sich ohnehin, auch in Deutschland wird es bald immer mehr Palmen geben. 😉 Danke und Grüße an dich, liebe Hanne!

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  2. Wow, was für eine Farbenpracht.
    Von einer Hitzewelle sind wir weit entfernt. Mehr als 18 Grad schafft der Sommer hier seit Tagen nicht. Und es regnet viel. Aber ich will nicht jammern. Woanders wären sie dankbar, wenn es regnen würde und meine Tomaten werden schon auch noch irgendwann rot.

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    1. Hör mir auf, es ist gruselig dieses Jahr. Bislang hat es unseren Ort nicht erwischt, aber die Balkonpflanzen stelle ich immer um, wenn ein Unwetter (der Begriff Gewitter ist leider zu harmlos für das, was sich hier dauernd abspielt) angesagt ist. Die schlimmsten kamen aber auch vollkommen überraschend und haben mitunter in Orten wenige Kilometer entfernt von uns Schäden angerichtet.

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      1. Das ein oder andere Unwetter hat man ja schon erlebt aber das sind ja Dimensionen wo es auch noch mal ganz schnell gefährlich werden kann.

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  3. Das tolle an diesem Blog ist, dass er nicht nur gut und unterhaltend geschrieben ist, man lernt auch immer wieder neue Dinge, so wie jetzt etwas zur Botanik 😉👍🏻
    Ich habe kurz Wikipedia gecheckt und Folgendes herausgefunden:
    Die Arten der Gattung Lagerstroemia sind in den subtropischen bis tropischen Gebieten Asiens und Australiens verbreitet. In nördlicher Richtung reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Japan. In China kommen etwa 15 Arten vor, acht davon nur dort.
    Viele Grüße vom Atlantik!

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    1. Danke für das Kompliment, lieber Herr Zeitgeiststories. Ich bin mal gespannt, ob ich solche Bäumchen auch in Dresden finde, wo wir in Kürze zu Besuch sein werden. Aber womöglich ist das Klima dort doch noch nicht tropisch genug.
      Herzliche Grüße zu dir!

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  4. WOW, diese Farben!!! Der Gärtner hat auf jeden Fall einen Orden verdient! Schick ihn gerne mal vorbei, dann kann er die schwäbische Vorgartenlandschaft hier auch ein bisschen aufmöbeln… 😉

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  5. Wir sind ja gerade an der französischen Atlantikküste und ich frage mich, ob hier nicht auch überall die von dir beschriebenen Pflanzen stehen. Ich konnte es nicht zweifelsfrei feststellen, obwohl ich die Bäumchen extra nochmal gegoogelt habe. Sie leuchten jedenfalls genau so, wie du es beschrieben hast. Fast unwirklich eigentlich.

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