Kennt ihr das auch? Ihr kauft einen Rock oder einen Pullover. Ihr tragt ihn stolz nach Hause und stellt fest, dass ihr einen ähnlichen bereits im Schrank habt. Oder zwei, oder drei. Ich meine, dieses Phänomen betrifft vor allem Frauen wie mich, also solche di una certa età (in einem gewissen Alter). Wenn man einmal sicher ist, was einem steht, kauft man wie ferngesteuert, auf bestimmte Teile programmiert. Und das ist gut so. Eins passt zum anderen.
Den letzten Schreien hinterherjagen? Mit fünfzig? So weit kommt es noch. Ich weiß mittlerweile, welche Farben und welche Schnitte mich am besten kleiden. In Deutschland habe ich eine Marke entdeckt, bei der ich zweimal im Jahr in Dresden shoppen gehe. Dort gibt es immer Sachen, die mir gefallen und passen. Die Qualität ist so hochwertig, dass ich eins der allerersten Oberteile, die ich mir von diesem Hersteller vor Jahren zulegte, jetzt sogar an die Tochter vererbt habe. Nicht, dass ich nichts anderes mehr kaufe. Aber die Basis ist da und darüber hinaus braucht es wenig. Hin und wieder eine spontane Entscheidung. Selten ein Fehlkauf, aber auch das kommt vor. Ich bin gegen modische Verlockungen (und günstige Angebote hochpreisiger Marken) nicht vollkommen gefeit.
Im Frühjahr und im Herbst veranstalte ich regelmäßig den Cambio Armadio. Dabei geht es nicht um Tausch oder Neuanschaffung des Kleiderschranks, wie die wörtliche Übersetzung nahelegt. Das käme ein bisschen teuer. Vom Cambio Armadio spricht die Italienerin, wenn sie die Kleider im Schrank sichtet, aus- und wieder einräumt und dabei alle nicht jahreszeitgerechten Klamotten unters Bett, auf den Dachboden oder wohin auch immer auslagert. Das Sortieren bietet willkommene Gelegenheit, mich von Altem zu trennen. Es gibt jedoch Teile, von denen ich mich schon viele Male nicht getrennt habe. Dabei kommen mir manchmal Zweifel, ob ich ein gutes Stück, das ich vor mehreren Jahren gekauft habe, noch tragen kann. Doch dann passiert es, dass meine zwanzig Jahre jüngere Kollegin mit einem neuen Pullover aufkreuzt, der genau denselben Schnitt wie mein alter hat. Oben weit, um die Hüfte enger. Ich habe ihn in meiner Lieblingsfarbe Dunkelblau. Sie trägt Tannengrün. Das steht ihr gut mit ihren dunklen Haaren. Ich mache ihr ein Kompliment und freue mich über die Bestätigung, mein gutes Stück ohne modische Kompromisse tragen zu können.
Bin ich geizig? Nein! Für meinen gepflegten Look gebe ich regelmäßig Geld aus. „Ich muss mal wieder zum Friseur“ ‒ so eine gequälte Ansage kommt mir schon seit Jahren nicht mehr in den Mund. Ich gehe gern und einmal die Woche zu Rosi, auch nur zum Waschen und Föhnen. In jungen Jahren war ich stolz, wenn ich mich nur drei oder vier Mal im Jahr unter die Haube gesetzt habe. Das war Geiz. Denn beim Friseur bezahle ich eine Dienstleistung, keine Dinge. Ich trage zum geregelten Einkommen der hart arbeitenden Selbständigen bei. Wahrscheinlich kaufte ich früher mehr Klamotten, die nur ein oder zwei Saisons hielten. Den Begriff Fast Fashion gab es noch gar nicht. Wer jetzt mithalten will, müsste alle paar Wochen schauen, was es Neues gibt. Da stehe ich nicht nur aus Umweltgründen drüber. Das Bewusstsein, was mir gefällt und worauf ich gut verzichten kann, macht herrlich unabhängig.
Wenn mir hin und wieder doch Bedenken kommen, kann ich sie übrigens elegant wegdiskutieren: Der Begriff Vintage ist zum Glück in Mode und rettet mich. Ich bin immer gut angezogen.
Titelfoto: Symbolbild von Pexels.
🙂 Ja, so geht es mir auch! Ich räume zwar die saisonalen Kleidungsstücke nicht weg, da hier in good old germany ja eh 80% des Jahres 15° sind. Aber der Rest ist ähnlich. 🙂
Danke für den Beitrag und liebe Grüße Bea
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15 Grad, ha ha. 😅 Na ja, stimmt schon, selbst im August kann es immer mal ein paar Tage so frisch sein bei euch, das haben wir bei unseren Besuchen oft erlebt. Und stimmt, die Deutschen haben dann immer sofort die Schlechtwetterjacken zur Hand, das ist uns aufgefallen, als wir in unseren Sommersachen froren. Danke und liebe Grüße an dich!
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Sehr gerne! 🙂
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Das ist mir tatsächlich mehrmals schon passiert, dass ich etwas kaufte, das ich schon habe (meist bloß um Nuancen anders).
Wenn ich beim Ausräumen merke, dass ich etwas lange nicht getragen habe, sortiere ich es erst einmal aus. Oft landet es dann in der Kleiderspende vom „Roten Kreuz“.
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Und das Witzige ist, dass man sich beim Kaufen gar nicht bewusst ist, dass man so ein Teil schon hat.
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Genau so ist es!
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Das kann ich toppen 😊. Ich hab mein Lieblingskleid gleich in 2 verschiedenen Größen gekauft. Eine passt immer.
Aber ansonsten ja, die neue rote Strickjacke neben die vom letzten Jahr gehängt.
Liebe Grüße und danke für deine Gedanken. Mit dem Friseurbesuch hast du Recht. So habe ich das noch gar nicht gesehen.
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Wie lustig! In zwei Größen habe ich noch nie gekauft, dann lieber eine Nummer zu groß als eine zu klein. Dass ich nochmal abnehme, glaube ich nach all den Jahren nicht mehr, in denen das nicht geklappt hat und die zu engen Hosen auf den Bügeln vor sich hin hingen.
Danke und herzliche Grüße zurück!
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Ich kann immer wieder sagen, liebe Anke, mir geht es ähnlich wie dir. Nur eines: meine Tochter vererbt mir so manches Stück. Was sie manchmal aussortiert, ist mir einfach zu schade zum Weggeben. Unser Vorteil – wir haben die gleiche Größe. Liebe Grüße
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Das ist ein schöner Vorteil, den ihr da habt, liebe Bettina. Ich weiß nicht, ob mein Oberteil durchs Waschen etwas fipslig geworden ist oder ich in den letzten zehn Jahren ausladender. 😂 Egal, der Tochter passt und gefällt es.
Danke und liebe Grüße an dich!
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Ich mag es, immer wieder Texte von dir zu lesen, in denen ich mich selbst erkenne. Auch ich fühle mich oft von einem bestimmten Stil angezogen, der eben zu meinem geworden ist. (Hat lange genug gedauert) Fast Fashion habe ich schon seit einigen Jahren hinter mir gelassen, was u.a. zur Folge hat, dass ich länger etwas von dem Gekauften habe. Nur das mit dem Aussortieren vernachlässige ich. Das sollte ich ändern. Liebe Grüße Roswitha
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Siehst du, dazu regt die Tradition des „Schrankwechsels“ wunderbar an. Liebe Grüße!
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