Ich bin eine Frau der schnellen Entscheidungen. Zumindest, was Hotelbuchungen betrifft. Vermutlich ist meine Ruck-Zuck-Fertig-Strategie ein instinktiver Gegenentwurf zu den tage- oder vielmehr nächtelangen Prüfprozessen, die mein Mann bei Reisebuchungen exerziert. Seit es nicht mehr nur Webseiten und Street-Maps anzuschauen, sondern auch tausendundeine Rezension zu studieren gibt, ist zügiges Entscheiden für ihn ein Ding der Unmöglichkeit. Zu teuer, zu billig, zu hoch in den Bergen, zu dicht am Wasser. Wenn alles passt, findet er garantiert eine Bewertung, in der sich ein Gast vor zwei Jahren beschwerte, dass ihn am Mittwoch in aller Herrgottsfrühe die Altglas-Container-Leerung um den Schlaf gebracht hat, da sein Zimmer im Seitenflügel lag und das Fenster zum Hof hinausging. Oder dass es beim Frühstück nur Kaffee aus dem Automaten gab und das Personal mit dem Nachfüllen der Kaffeebohnen nicht hinterherkam. Irgendwas ist immer. Wenn die italienischen Bewertungen zufriedenstellend ausfallen, muss ich checken, was die deutschen Gäste denn meinen. Wie im Volksmund vor der Hochzeit, so scheint für meinen Gatten bei der Hotelbuchung die Devise zu gelten: Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet. Wenn es aber nur um eine Nacht geht, also bitte!
Am vergangenen Wochenende waren wir in Turin. Bereits im November hatte ich uns kurzentschlossen Karten für die Eiskunstlaufshow CINEMA ON ICE besorgt und die nächstgelegene Unterkunft, ein 4-Sterne-Hotel, gleich dazugebucht. Es war eine kluge Entscheidung gewesen, am Abend zu Fuß zur Olympischen Eissporthalle PalaVela zu gehen. Das Parkchaos rund ums Gelände könnt ihr euch nur vorstellen, wenn ihr schon mal in Italien oder anderen Ländern gewesen seid, in denen man es mit den vorgeschriebenen Parkflächen nicht so genau nimmt wie in Deutschland. (Oder ihr lest nochmal nach, was ich zum Thema italienische Parksünden schrieb.)
Zu meiner spontanen Hotelbuchung im November bekam ich nur ein beiläufiges „Sì, sì, va bene.“ zu hören. Zwei Wochen vor der Reise wurde mein Mann aktiv. „Che albergo hai trovato? Ma è bello?“ (Was für ein Hotel hast du gefunden? Ist es denn schön?) Schnell rückte ich mit meinem Hauptargument, dass es sich fußläufig zum Veranstaltungsort befände, heraus. „Do una occhiata anche io, va.“ (Ich schau mir das auch mal an.) Oh je! Ich sah ihn seine Zeit verplempern und meine Nerven strapazieren. Zum Glück hatte ich noch einen weiteren Triumph in der Hand. „È un NH“ (Es ist ein NH*), säuselte ich mit hoher Stimme, in der Hoffnung, mein Mann würde sich an unsere zahlreichen gelungenen Aufenthalte in ebendieser Hotelkette erinnern. Ich weiß nicht, was sonst noch dazu beitrug ‒ womöglich hatten wir in jenem Moment anderes zu erledigen ‒ denn er gab sich tatsächlich ohne eigene Recherche zufrieden. Erst am Abend vor der Reise schaute er sich den Zielort genauer an. „Sai, che era la vecchia fabbrica della Fiat?” (Weißt du eigentlich, dass es das ehemalige Fiat-Werk ist?) Ja, irgendetwas hatte ich da gelesen. Ich sagte: Interessant, nicht wahr? Ich dachte: Hm, ein Firmengelände, nun ja. „Ma avevi visto, che si trova in un centro commerciale?” (Aber hast du auch gesehen, dass sich das Hotel in einem Einkaufszentrum befindet?) Ähem. Nein, das war mir entgangen. Verlockend klang das nicht. Egal, es wäre ja nur für eine Nacht. Innerlich bereitete ich mich auf meine Verteidigung vorm Obersten Familiengericht vor. Obwohl: In einem Einkaufszentrum könnten wir bei schlechtem Wetter zumindest die Mädchen glücklich machen.
Ich habe bisher nur selten vollkommen danebengelegen mit meinen Hotelreservierungs-Quickies. Was diesmal dabei herauskam? Das erfahrt ihr demnächst. Stay tuned!
*Werbung, unverlangt und unbezahlt.
Wie schön! Vergesst nicht, euch die Renn-Piste oben auf dem Lingotto anzuschauen. Das Ägyptische Museum kann ich auch sehr empfehlen.
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Danke! Sì, sì, wir haben eine Runde auf dem Dach gedreht. 😉 Davon berichte ich beim nächsten Mal.
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Finde ich großartig, ich bin auch von der Ruck-Zuck-Buchungs-Partie nach Gefühl :-). Liebe Grüße
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Super, genau! Ich meine, wer zu viel Wahl hat, hat die Qual. Ich empfinde das ewige Vergleichen fast als vertane Lebenszeit.
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Genau und ich glaube auch nicht, dass man normalerweise etwas Perfektes findet, gerne überlasse ich manches dem Zufall. Sonst wären wir vielleicht ja auch nicht in Italien gelandet 😄.
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Da hast du recht! Ich denke an das Hotelbuchen übers Reisebüro, als es all diese Portale und Rezensionen noch nicht gab. Für Bologna hatte man mir das Novotel angedreht, „die sind immer im Zentrum“. Es war weit außerhalb bei der Messe. Habʼs trotzdem überlebt und besonders schöne Erinnerungen. 😉
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Wir lassen unsere Tochter für uns buchen. Sie checkt in kurzer Zeit nach unseren Preis- und Ortsangaben und eigenen Kriterien die Unterkünfte und stellt uns dann eine kleine Auswahl vor. Das ist für uns sehr bequem und ihr macht es Spaß. Sollte dann doch nicht alles hundertprozentig sein – wir sind tolerant und durch unsere frühere Prägung in vieler Hinsicht schmerzunempfindlich. Nur sauber muss es sein. Viel Glück, Bettina
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Oh, ihr habt das private Reisebüro in der Familie! Das nenne ich wahren Luxus. 😎 Stimmt, die Sauberkeit ist für mich auch das Wichtigste, da kann die Ausstattung gern spartanisch sein.
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Mit der Hotelkette Navarra Hotels hast Du sicher nichts falsch gemacht, vor Allem, wenn es eh nur für eine Nacht ist. Ich kenne NH zwar nicht, musste aber spontan an die französische Kette Campanile denken, Motels mit immer gleicher Ausstattung, die es in jeder grösseren Stadt gibt. Da weiss man immer was man hat.
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Ich habe mich nun auch in ihr Treueprogramm aufnehmen lassen. Mal schauen, ob es sich ggü. dem großen Buchungsportal lohnt.
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Cliffhanger – wie gemein 😉
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Hatte ich lange nicht, darf ich mal wieder. 😎
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Ich kann’s kaum erwarten
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😄
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So wie dein Mann bei Urlaubsvorbereitungen ist, war der Mann einer Freundin beim Kauf eines JEDEN Einrichtungsgegenstand jenseits der 50,00 €-Grenze. Er verschlang alles, was es an Literatur und Beschreibungen darüber gab. Irgendwann hat sie eine kaputte Waschmaschine auf eigene Entscheidung ersetzt, weil sie Kinderwäsche waschen musste. – Ich weiß nicht, wie viele Stunden, Tage, Wochen oder mehr er noch gezetert hat.
Lieben Gruß
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Herrje, deine arme Freundin. Diese Rezensionsflut ist gerade auch bei Elektrogeräten ein Übel. Wenn man es zu genau nimmt. Einen kurzen Überblick kann und soll man sich verschaffen, ob die positiven die negativen Bewertungen übersteigen. Am besten, man vertraut einer Marke, mit der man schon gute Erfahrungen gemacht hat. Danke und liebe Grüße an dich!
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Sie war ein Ostkind wie wir und durch ihn Mitte der 80er Jahre nach Westberlin gekommen. Und sie war ja diese Überfülle überhaupt nicht gewöhnt.
Ich habe mich selten soooooooooooo genau informiert, hatte bisher aber mit AEG, Bosch, Siemens oder Miele immer Glück.
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Und wenn man dann die technischen Aspekte im Vergleich geklärt hat, muss man noch den besten Preis finden. Was für ein Stress! Bei uns früher waren wir einfach froh, mal etwas bekommen zu haben, und bei staatlich festgelegten Preisen musste man sich um die auch nicht sorgen. Beim Tanken kann ich auch heute in Italien noch meine ostdeutsche Mentalität ausleben 😉, da sind die Preise zwar nicht staatlich festgelegt, aber wohl untereinander abgesprochen. Mir solls recht sein. Wenn ich immer meine deutschen Verwandten sehe, was die sich für ‘nen Stress machen auf der Suche nach der günstigsten Tanke. Die Zeit spar ich mir.
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Musste sehr beim Lesen schmunzeln. Dein Mann war mir gleich sympathisch – gut Ding will Weile haben, finde ich auch 😉
Ich bin gespannt, ob sich eure Reise als Horrortrip erweist oder euch das Schicksal noch einmal gnädig war…
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Tatsächlich? Na, dann plant mal besser nichts zusammen, wenn keiner eine Entscheidung treffen und „Schuld sein“ will. 😂 Ich bin da unerschrocken. Bisher gab es in all den gemeinsamen Jahren nur zwei Fehlentscheidungen, bei denen wir aber jeweils vor Ort direkt umbuchen und „im Hotel gleich nebenan“ doch noch Volltreffer landen konnten. Liebe Grüße nach Berlin! Und ja, ich werde berichten: Die Fortsetzung folgt nächste Woche.
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Witzig, bei uns ist es genau umgekehrt. Meine Frau wählt penibel aus und ich sage meist „passt schon“. Dafür haben wir auch fast immer gute Erfahrungen mit Unterkünften gemacht.
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So geht sinnvolle (😉) und stressfreie Reiseplanung! Einer sucht, der andere nickt ab. Schön!
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Liebe Anke, ich glaube nicht, dass Du mit der Buchung etwas falsch gemacht hast. NH-Hotels waren meiner Erfahrung nach bis jetzt immer ganz ordentlich. Ich bin auch jemand, der eine schnelle Entscheidung trifft (manchmal hat mein Mann zwar etwas gemurrt, und es gab auch schon einige Reinfälle, aber er hat sich dann immer dreingefunden). Wenn es wirklich ein Flop gewesen ist, werdet Ihr immer dran denken und Euch später darüber amüsieren. Wenn alles nur immer glatt geht, wird es langweilig.
Ich bin gespannt auf Deine nächste Schilderung. LG Marie
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Danke, liebe Marie. Du hast vollkommen recht, ein bisschen Abenteuer und Unwägbarkeiten gehören dazu. Ich werde berichten. Liebe Grüße!
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Das verspricht eine spannende Fortsetzung 😉
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Mal sehen, was sich machen lässt.
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