Einsichten

Dauerwelle oder Farbe, ich wusste, dass beides zu viel wäre fürs Haar. Ich wusste es, aber Schaden macht nicht immer klug oder manchmal nur vorübergehend.

In den 80er-Jahren war es, als die Dauerwelle Pflicht war und das Blondieren sowieso. Das ging so lange gut, bis das Haar sich strohig anfühlte. Zum Glück kam die Dauerwelle irgendwann aus der Mode, denn vom Blondieren konnte ich nicht lassen. Dann waren es Strähnchen, in Italien Colpi genannt. Schläge. Colpi di sole meint helle Strähnen wie die, die die Sonne auf natürlichem Weg ins Haar zaubert. Wenn es der Friseur tut, sind es Colpi, Schläge mit Chemie.

Vom falschen Blond bin ich weg. Rot lässt blaue Augen erst richtig strahlen, dachte ich mir, als ich das Gefühl hatte, dass mir nur noch meine hier in Italien so rare Augenfarbe als Schönes geblieben war. Und tatsächlich, Komplimente ließen nicht auf sich warten. Nur: Welche Frau gibt sich lange zufrieden, wenn die nächste Idee lockt? Dauerwellen seien wieder modern, jetzt sanfter fürs Haar, so hieß es. Den Verlockungen der Werbung wollte ich gern glauben und ließ mir vor zwei Jahren in den Sommerferien eine machen. Wenn im August alle im Urlaub sind und auch Rosis Friseursalon schließt, ist eine Dauerwelle das Beste, was man haben kann. Die Haare trocknen nach jedem Schwimmen, nach jeder Dusche so schön unkompliziert in der Sonne. Nach einem Jahr, als die Locken kaum noch Wellen waren, ließ sich eine Auffrischung nicht vermeiden. Also tat ich es noch einmal. Jetzt muss ich zusehen, wie sich mein kirschfarbenes Rotblond, so nenne ich es mal, in den Längen, wo ich zweimal Dauerwelle hatte, immer viel schneller auswäscht als am Ansatz. Freilich sind Farbschattierungen modern, man kann sie sich als teure Balayage sogar färben lassen, nur ist die Theorie das eine und der Blick in den Spiegel das andere. Abwarten muss ich jetzt, Geduld haben, dass es sich rauswächst. Wie so oft im Leben, wenn man alles gleichzeitig haben will und eines Besseren belehrt wird. Ich entscheide mich für Farbe. Das mit der Dauerwelle war wohl doch nur der missglückte Versuch, die Unbekümmertheit der Jugend zurückzuholen.  

Titelfoto: Symbolbild von Pexels.

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

19 Kommentare zu „Einsichten

  1. Ja, ja werd erwachsen…🤣
    Ich hab mir das letzte mal die Haare blondiert und sie fielen aus. Dann hab ich mir nen Pixie Cut schneiden lassen.
    Der muss ja regelmäßig nach geschnitten werden ich glaub ich war jetzt seit April nicht mehr da und das sieht immer noch super aus. Die Frisörin die den Schnitt kann es so gut. Das ich sehr lange was davon habe.
    Dauerwelle… ich sah aus wie Momo.
    Meine Frisörin konnte damals nichts dafür.
    Ich war Model und ihre Azubine musste Dauerwelle bei der Prüfung machen.
    Da meine Haare zu kurz waren sah es richtig blöde aus.
    Frisörin hatte ein schlechtes Gewissen ever.
    Das war halt mein Pech.

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    1. Es freut mich für dich, dass dein Kurzhaarschnitt so gut geschnitten ist, dass er auch ein bisschen rauswachsen kann und trotzdem gut aussieht. Seit der ersten Klasse hatte ich keinen, weil ich dann tanzte und lange Haare Pflicht waren. Und heute? Warum probiere ich es nicht mal aus? Genau aus dieser Sorge, dass es dann eine unwiderrufliche Entscheidung wäre.🤷‍♀️

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      1. Aber wachsen tun sie auch im Alter und mein Haarausfall ist so gut wie verschwunden.
        Mein Frisör fragte mich warum ich so blöde war und jemals so lange Haare hatte.
        Er meinte bei dem dünnen Haar war es eine sehr dumme Idee.
        Hm … dahinter stand immer die Drohung meines Ex-Mannes.
        Und als er starb hab ich mich nicht getraut also blieben sie lang.
        Oder ich schnitt selber.
        Ich war 20 Jahre nicht mehr beim Frisör bis dann letztes Jahr im Oktober.
        😉

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  2. Oha, liebe Anke, ein kurzer Text, aber auf den Punkt. „Alles gleichzeitig haben wollen“ … Da habe ich jetzt etwas, worüber ich heute nachdenken kann.
    Und was die Haare betrifft: Da bin ich seit Jahrzehnten auch immer wieder für Experimente und Überraschungen zu haben. Von Wasserstoffblond (in meiner Teenager-Zeit) über Strähnchen (oder Schläge) bis hin zu dunklem Haar. Kurz, lang und mit oder ohne Pony. Alles schon dabei gewesen. Wie passend, dass ich heute Vormittag einen Friseurtermin habe! Mal sehen, ob ich dort mit Dauerwelle hinausgehe … 😉

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    1. Danke, liebe Sophie! Alles auf einmal geht nie, aber sicher ist auch richtig: Lieber zu viel wollen (und ausprobieren) als vor lauter „Ich kann mich nicht entscheiden oder habe nicht den Mut“ gar nichts zu wollen und zu tun. Das fällt mir jetzt auch noch ein. So als Lebensmaxime. 😊
      Die vielen Experimente auf dem Kopf waren hoffentlich nicht dem Klischee des liebeskummerbedingten Frisörbesuchs, sondern allein deiner offenen, lebenslustigen Einstellung geschuldet!
      Ich hoffe, du gehst heute rundum zufrieden ins Wochenende, mit oder ohne Dauerwelle. 😉 Liebe Grüße!

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      1. Liebe Anke,
        was die Lebensmaxime betrifft, so kann ich mich nur anschließen! Sich nicht entscheiden können oder nicht den Mut haben, führt allzu oft zu Stillstand. Und der hilft tatsächlich nie weiter.
        Und ja, was meine Haare betrifft, war es vor allem die Experimentierfreude. Ich kenne Menschen, die gefühlt seit dreißig Jahren dieselbe Frisur haben. Das wäre mir viel zu langweilig!
        Herzliche Grüße! Sophie (ohne Dauerwelle ;-))

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  3. Moden, was die Haare betrifft, bin ich aus Bequemlichkeit nie gefolgt. Bis zu meiner Lehrzeit trug ich sie immer kurz und wurde oftmals dem männlichen Geschlecht zugeordnet. Aber nun, ich will nicht von „im Alter“ sprechen, muss ich die doch unschönen grauen Ansätze färben lassen. Pure Chemie, vermute ich, und hoffe doch, dass es nicht allzu schädlich ist.

    Grüße aus dem Hochwassergebiet, Bettina

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    1. Dabei waren freche Kurzhaarschnitte damals eher auch bei Mädchen und jungen Frauen beliebt als heute, möchte ich meinen. Also zumindest in Italien scheint es dieses ungeschriebene, aber von allen Schulmädchen befolgte Gesetz zu geben, lange Haare haben zu müssen. Alle sehen gleich aus.

      Oh je, stimmt, das Hochwasser zieht bei euch durch, was wünscht man da: Immer schön oben schwimmen! Nein, im Ernst: Hoffentlich wird es nicht so arg. Ich habe Artikel gesehen, dass schon tagelang mit allen Kräften von Zivilschutz und Feuerwehr Vorsorge betrieben wird.
      In diesem Sinne, alles Gute, liebe Bettina!🤞

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      1. Danke, die Scheitelwelle ist wohl durch, die Pegel sinken wieder und bis jetzt haben die Deiche gehalten. Die andere Seite des Hochwassers ist das Naturschauspiel, das mir zu unglaublich schönen Bildern verholfen hat.

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  4. In meiner Jugend liess ich mir blonde Strähnchen machen. Dann war ich mutig genug, mir die (meistens) kinnlangen Haare viel kürzer schneiden und obendrauf blondieren zu lassen. Als das alles rauswuchs, das war um die Jahrtausendwende, liess ich mir die Haare schwarz und dann blauschwarz färben.
    Seit mehr als 20 Jahren schätze ich meine original Haarfarbe, die nun immer mehr von grauen Strähnen durchzogen wird. Ich lasse es sein, ich darf das mit 42 😉 und beobachte gern, wo als nächstes das neckische Grau auftaucht.
    Eine Anekdote möchte ich noch loswerden: Vor ca 15 Jahren sass ich einmal an einem 31. Dezember beim Friseur. Die Haarschneiderin fragte mich, ob ich aus gegebenem Anlass farbige Strähnchen haben möchte. Ich erwiderte mit einem „Aus dem Alter bin ich raus.“ Sie hat geschaut 🙂

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    1. Farbige Strähnchen zum Auswaschen, ideal für einen bsonderen Anlass, gibt es ja mittlerweile, da gilt deine Ausrede nicht mehr! 😉
      Liebe Grüße und danke für deine farbenfrohen Erinnerungen.

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  5. Mir fielen gerade heute wieder die Haarfarben unserer damaligen DDR- Verwandtschaft ein. So ein Blaulila, als hätten die sich ein Stempelkissen in die Haare geschmiert. – Wahnsinn. Und so ein ganz seltsames Orange, sah in der Abteilung Ü50 ….. naja aus.

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    1. Also das Blaulila kannte man ja, von der Margot, die machte dafür das Testimonial. Orange ist mir jetzt nicht in Erinnerung, da ist wohl auf den Köpfen deiner Verwandten etwas schief gelaufen. 😉

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      1. Du meinst, ne chemische Reaktion oder sowas? Wäre ja geil. – Und ja, von der Margot kannte man das ja. Aber in natura war das nochmal ne andere Härte 🙂

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