Ein Porsch!

Es gibt Werbung, die hat das Zeug zum geflügelten Wort. So eine läuft gerade regelmäßig in meinem Lieblingsradio. Zwischen Empfehlungen für extraschnelles Internet, Langsamkeitskurse in der Toskana, Kräutertropfen gegen Disturbi Intestinali (Verdauungsbeschwerden) sowie für eine Ladenkette, die Streicheleinheiten für mich und meinen Haushalt bietet, geht es um den ganz großen Traum: den vom großen Auto. Ein Mann und eine Frau wechseln sich bei den Einspielungen ab, jeder listet auf, was er im Leben schon erreicht oder absolviert hat: den doppelten Hochschulabschluss, einen Triathlon, den Jobwechsel, den Wohnungskauf, die Familiengründung, den Umzug in eine andere Stadt. Gefragt, was ihnen noch fehlt (zum Glück ‒ vielleicht werden Glück und Erfolg in dieser Werbung einfach gleichgesetzt), überlegt Mann/Frau nicht lange und sagt: Beh, la Porsch. So sprechen Italiener die deutsche Automarke aus, ohne das „e“ am Ende. Was ich bisher für einen umgangssprachlichen Lapsus hielt (die Italiener sagen auch U-Due, wenn sie Bonos Rockband meinen), wird mir jetzt tagtäglich im Autoradio meines Kleinwagens um die Ohren gehauen. Was ich brauche, ist also ein Porsch(e). Die anderen angeblichen Must-haves kann ich nachweisen. Ach nein: Erstmal muss ich den zweiten Hochschulabschluss und den Triathlon absolvieren. Solange mir diese beiden Pokale noch fehlen, kann das Protzauto warten. So unsympathisch mir Groβkotzwerbung in diesem Stil ist – Ironie hin oder her – muss ich zugeben, dass ich in Gedanken schon selbst antworte, wenn mich demnächst einer fragt: Cosa manca? (Was fehlt?) Beh, la Porsch! Ich überlege nur noch, ob ich das „e“ einfach doch hinten dran setze.

Titelfoto: Symbolbild von Pexels.

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

18 Kommentare zu „Ein Porsch!

  1. Vielleicht reicht aber auch ein Wolkswagän oder darf’s ein bisschen luxuriöser mit einem Mertschedes sein, liebe Anke? 😄 Mittlerweile muss ich zugeben, dass ich auch Porsch sage und jedesmal umdenken muss, wenn ich nicht mit meinem Gatten spreche. Dann hört es sich meist so an: “Ach guck mal, der neue Porsch… (komischer Blick von meinem Gesprächspartner)…e!” Zum Glück brauche ich das Wort nicht so häufig. 😉

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    1. Lieber Horst! Du als Fotograf hast den Blick fürs Detail. Siehst du, ich bin noch nicht reif für so einen Wagen.😉
      Die Bilddatenbank zeigte mir auf entsprechende Suchanfrage dieses Motiv. Alle anderen Bilder waren im Hochformat, also für den Titel nicht geeignet. Danke für den Hinweis, aber ich habe derzeit keine Alternative.

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      1. Na, damit dir nur noch der Porsche fehlt. Doppeltes Diplom, Haus, Familie, Karriere, Triathlon. So sagt es hier die Werbung.😆

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