Chiana-Tal, Toskana

„How Italian will we ever be? Not very, I’m afraid. Too pale. Too unable to gesture as a natural accompaniment to talking. I saw a man step outside the confining telephone booth so he could wave his hands while talking.“

Frances Mayes

Under the Tuscan Sun: at home in Italy*, Broadway Books New York, Export Edition, 1997. Seite 223

Meine erste Urlaubsreise nach Italien ging 1998, ihr ahnt es, in die Toskana. Allerdings durchquerte ich dabei das Sehnsuchts(fest)land der Deutschen lediglich, um dann auf die Insel Elba überzusetzen, die zur Region gehört. Auf der Durchreise kaufte ich für die vor mir liegenden „Dolce far niente“-Tage ein Buch. Ich griff unter der heißen Junisonne zu „Under the Tuscan Sun“, damals gerade erschienen und im amerikanischen Original. Italienisch sprach ich zu jener Zeit kein Wort, des Englischen fühlte ich mich mehr oder weniger mächtig. So ließ ich mir den Zauber der Toskana von einer Amerikanerin erklären, die sich in die traumhafte Gegend verliebt und in das Abenteuer Erwerb und Restauration eines Landhauses ‒ Casa Bramasole ‒ stürzt. Frances Mayes, Journalistin, Reiseschriftstellerin und begeisterte Köchin, nimmt ihre Leser in sinnlicher und detailverliebter Sprache mit, während sie die Schönheit und Einfachheit des Lebens in Italien entdeckt. In einem 20 Jahre später bei TheGuardian erschienenen Artikel, in dem sie auf die Entstehung ihres Erfolgsromans zurückblickt, trifft die Autorin perfekt den Punkt:

„In Italy, I’ve learned to think of time differently. It’s slower here, less urgent.“

Als mich eine Reise im Sommer 2020 erneut in die Toskana führte, kramte ich mein erstes in Italien erstandenes Buch wieder hervor. Diesmal ging es sogar in die Nähe von Cortona, Ort der Handlung im malerischen Val di Chiana. Leider konnte ich meinen Plan, bei Casa Bramasole vorbeizufahren, nicht verwirklichen. So habe ich immer noch ein Ziel offen und einen guten Grund (den es gar nicht bräuchte), irgendwann erneut in die Sonne der Toskana zu fahren. Was das Buch betrifft, so konnte ich beim zweiten Lesen noch tiefer schmunzeln und meine gedanklichen Häkchen setzen, an all die wunderbaren Beschreibungen der Italiener und ihrer unnachahmlichen Marotten, wie das oben im Zitat beschriebene ausladende Gestikulieren bei der Konversation.

Auf Mayes‘ Weltbestseller basiert übrigens die gleichnamige US-amerikanisch-italienische Verfilmung von 2003. Wem eine dreifache Dosis Verführung nicht zu gefährlich anmutet, dem sei dieser Liebesfilm mit dem zum Schmachten schönen Raoul Bova empfohlen.

Toskana, Vino, Amore. Wohl bekomm’s!

Das Buch in seiner Kulisse.
Mein erster in Italien erworbener Roman. Der Kassenzettel bezeugt Ort und Moment des Kaufs.
Und darauf einen Vino Rosso. Salute!

*Werbung, unbezahlt.

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

22 Kommentare zu „Chiana-Tal, Toskana

  1. Da kommt gleich Reiselust auf. Weil’s momentan nicht geht, geht aus Frust immer noch ein Vino Rosso. Eben entkorkt. Kommt zwar aus Apulien, aber wo ist es in Italien nicht schön sonnig.. Alla Salute!🍷🍷🍷

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    1. Danke, ich schicke dir ein paar Sonnenstrahlen rüber. 🌞 Zum Schnee hat es bei uns nach Ostern nicht gereicht, aber die Temperaturen sind rapide gesunken und es war gut, die Winterjacken noch nicht weggeräumt zu haben.

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  2. Du rennst offene Türen ein. Nach diesem Beitrag wäre ich nun bereit für ein paar Tage in der Toskana. Vielleicht etwas weiter südlich, rund um Pitigliano? 😉
    Übrigens erstaunlich, dass der Kassenzettel sowohl in einem anderen Jahrhundert ausgestellt, als auch mit einer nicht mehr existenten Währung beglichen wurde.

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    1. Pitigliano kenne ich nicht … aber, ach, man kann in der Toskana einfach überall hin, ohne etwas falsch zu machen. 😀
      Was in Büchern manchmal als Lesezeichen steckt, ist schon eine Fundgrube. Neulich fand ich einen Friseurgutschein von 1999, im Wert von 10 DM. Ich überlege ernsthaft, da bei uns die Friseure jetzt geschlossen sind, mal in Leipzig anzurufen, ob sich da noch was machen lässt. 🤔😎

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  3. Na, danke für deine Buchvorstellung. Zufällig musste ich den Roman für meinen englischen Verleger einschätzen. Ich fand ihn zu kitschig, sprachlich nicht besonders und voller Klischees.
    Thanks for sharing.
    All the best.
    Have a happy weekend
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

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    1. Hallo Klausbernd, danke, dass du hier vorbeischaust! Ich verstehe was du meinst. Sicher ist dieser Roman keine große Literatur, aber immerhin ein Weltbestseller und unterhaltsam für alle, die Italien lieben. Für mich hat er Bedeutung, und davon schreibe ich hier in meiner Kategorie „Literarische Orte“, weil er einen Ort mit einer Erinnerung verbindet. Damals ahnte ich nicht, dass Italien später meine Heimat werden würde. Viele vermeintliche Klischees, glaube mir, entsprechen tatsächlich oft der Realität.
      Dir auch ein schönes Wochenende!

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      1. Danke, liebe Antje,
        du hast du wohl recht, wenn ich meine Agentin in Italien sehe und meine Medienauftritte dort, dann habe ich voll Verwunderung bemerkt, wie Klischees Realität sind. Für mich als nordischer Mensch kein Land. Ich kam mir immer wie in einer Oper vor.
        Alles Gute
        Klausbernd 🙂

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      2. Ja, theatralisch und extravagant sind sie, die Italiener. Das muss man mögen, ich kann es gut. So mutet es uns nüchternen Gemütern zum Beispiel auch hanebüchen an, dass man Träume und ungewöhnliche Geschehnisse als Lottozahlen interpretiert. Darüber habe ich einen Beitrag geschrieben, als ich es bei uns im Haus erlebt habe: https://tuttopaletti.com/2020/10/29/la-smorfia-napoletana/
        Vielleicht interessiert es dich.
        LG Anke

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      1. Mio padre era di Schlesien, mi dispiace che non sono mai andata con lui a visitare il suo paese di nascita. Magari un giorno mi capita che sarò in zona, ma non sarà la stessa cosa. Secondo me, importante vedere le tue radici, e poi scoprire tutto il resto. Comunque, la toscana è un must da ripetere! 😎

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