In der Werbung ist es gerade Trend, auf Nostalgie und die gute alte Zeit zu setzen, Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend heraufzubeschwören. Man lädt uns ein, uns olfaktorisch in eine Zeit zurückzuversetzen, als die Welt unter der Dusche noch in Ordnung war. Hm, schwierig. Eine Dusche hatten wir bei uns zu Hause nicht. Und auch nicht die Produkte der westdeutschen Marke, vielleicht wisst ihr, welche ich meine. Ich fühlte mich trotzdem inspiriert, die Augen zu schließen und noch einmal ins Badezimmer meiner Kindheit zurückzukehren. Wie duftete es da? Allzu viel Auswahl an parfümierten Mittelchen gab es in der realsozialistischen Körperpflege nicht. Die Dufterinnerungen sind dafür womöglich stärker, weil das Erlebnis anhaltend und eindrücklich war.

Beinah rührselig wird mir zumute, wenn ich an die Reinigungsmilch meiner Mutter denke. Gurkenreinigungsmilch. Ich muss sie als Teenager auch verwendet haben, denn ich spüre noch die zart-cremige Konsistenz und den milden Gurkenduft rund um die Nase, wenn ich sie über das Waschbecken gebeugt mit den Fingerspitzen auftrug. In die Badewanne (die hatten wir!) kam Badusan. Ich höre den Schaum knistern, puste Schaumwölkchen über den Wannenrand und entspanne mich bei würzigem Koniferen-Aroma. Duschbad stand in meiner Erinnerung keins bei uns zu Hause. Vermutlich, weil wir keine Dusche hatten? Seife gab es am Stück, und die Reste wurden in einem netzartigen Säckchen aus Kunststoff gesammelt, mit dem man sich in der Badewanne abreiben konnte. Sanfter Peeling-Effekt inklusive (von dessen Existenz wir damals freilich noch nicht wussten). Ich erinnere mich auch, obwohl es schon sehr lange zurückliegt, an den nur bedingt angenehmen, medizinischen Geruch des Haarwaschmittels gegen Kopfläuse. Ob meine Mutter es vorsorglich verwendete oder es nur im akuten Fall zum Einsatz kam? Ein Satz aus meinen Kindergartentagen wurde jedenfalls oft zitiert: „Ich habe keinen einzigen Laus!“, soll ich meinen Eltern stolz wie Bolle zugerufen haben, nachdem auf den Kinderköpfen eine Läuse-Inspektion stattgefunden hatte.

Die intensivste Dufterinnerung aber habe ich an „Grüner Apfel“. Frisch und knackig. So wollte man ausschauen und duften. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, in welchem Produkt er steckte. Bei der Recherche im Netz stieß ich auf eine Ost-Marke mit Namen Undine. Die wird’s gewesen sein. Vielleicht Seife, oder Shampoo. Oder war es das Deo? Egal. Ein Duft, den ich wieder kaufen würde, würde er neu aufgelegt. Genau wie die Gurkenreinigungsmilch von damals. Sicher gibt es auch heute welche, aber ich habe noch keine davon probiert, um meine ursprüngliche Erinnerung nicht zu verlieren. Es wird nicht dasselbe sein.

Manchmal frage ich mich, welche Dufterinnerungen meine Kinder einmal mit unserem Badezimmer verbinden werden. Ich denke, eine gute Chance auf das Siegertreppchen hat die Glyzerin-Flüssigseife, die ich bereits viele Jahre lang konsequent in unsere Flüssigseifenspender für die Hände fülle. Sie hat so etwas bodenständig Ehrliches. Kostengünstig ist sie obendrein. Positiv überrascht war ich von der Reaktion meiner Schwester. Neugierig und anerkennend fragte sie, welche fantastische Seife ich im Spender hätte. Dabei ist sie eine, die selbst immer Seifen und Waschgels mit den allerneuesten und exklusivsten Düften verwendet. Bei uns in Italien gibt es auch ein paar Marken, aber lange nicht so viele mögliche und unmögliche Wellness-, Wohlfühl-, Entspannungs-, Erlebnis-, Gutenmorgen- , Schönertag- und Gutenacht-Düfte wie in Deutschland. Ich finde es immer sehr spannend in ihrem Bad. Aber wie man sieht, gelingt es angesichts überbordender Duftangebote gerade einer einfachen „Arme-Leute“-Seife wie meiner, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Und zwar einen angenehmen. Wie schön.
*Titelbild: Symbolbild von Pexels.
Liebe Anke, es gibt Glyzerin-Flüssigseife? Ist ja der Hammer – ich verbinde Glyzerin immer mit (Holz-) Bodenreinigung und wäre nie auf die Idee gekommen, dass es das als Handseife gibt.
Gibt es die nur in Italien oder auch hier in Deutschland? Bin gerade ein wenig irritiert. 🙂
LG Bea
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Liebe Bea, na klar gibt es die auch bei euch, suche doch mal nach Glycerinseife, so wird es auch noch geschrieben. Sehr feuchtigkeitsspendend! Gut für Holz, gut für die Haut. 😀 LG Anke
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Ja, das werde ich auf jeden Fall tun! Danke für den Tipp 🙂
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Sehr gerne! 😊
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Gut für Holz, gut für die Haut – ich schmeiss mich weg
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Da ist wohl mal wieder der Werbetexter mit mir durchgegangen. 😉
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Laut lach 😂
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Wie schön…jetzt denke ich auch an Kindheitsdüfte. Das Parfüm meiner Mutter zum Beispiel. Oder der Geruch meines Vaters wenn er von der Arbeit heimkam. 🙂
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Ich hoffe, er war Zuckerbäcker.😉
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Schlosser. 🙂 Aber dieser metalische Geruch, den mag ich noch heute.
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Ich werde auch an die Kindheitsdüfte erinnert. Das finde ich wunderbar, vielen Dank. LG Marie
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Gerne, liebe Marie. Man sollte sich öfter mal die Zeit für Dufterinnerungen nehmen, sie sind mit so viel Emotionen verbunden. Liebe Grüße zu dir!
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Der Duft von Bohnerwachs bringt mich in die Vergangenheit 😌
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Er erinnert dich aber an Schulflure, nicht ans Badezimmer?😉
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😄an alte Schulflure und Treppenhäuser von vor 50Jahren
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An hübsch transparente Glyzerin-Seifenstücke erinnere ich mich aus meiner (West-)-Kindheit, mit Honigduft, hiess es. Der war nur zart und den mochte ich. Seifensäckchen aus Jute verwende ich selbst auch wieder, seitdem ich insgesamt auf feste Stücke umgestiegen bin, wo es geht und das Bad entrümpelt habe vom überflüssigen Zeug in Erinnerung daran, dass man sich früher auch mit viel weniger wohlfühlen konnte.
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Ja, die Seifensäckchen werden gerade wiederentdeckt, das stimmt.😊👍
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Jajajajajaja, und die Wuta Kamill Handcreme von Oma 🥰
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Ja, Wuta Kamill sagt mir auch was. Mein Opa benutzte noch mit 80 Jahren im Gesicht eine Serie für junge Haut. Gesichtswasser und Creme, glaub ich. Leider weiß ich nicht mehr, wie die hieß. Ich finde es vernünftig, eine „für junge Haut“ zu benutzen. Reife Haut hat man im Alter, die will man nicht.😉
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Gurkenmilch benutze meine Mutter auch. Zu Badusan, was auch unser Badezusatz war, fällt mir gleich der gesungene Werbeslogan ein. Grüner Apfel, genau wie Nautik, war eine Seife, nach meiner Erinnerung. Unsere Haare wuschen wir mit Ei-Shampoo 😉. Hin und wieder benutzen wir aminat Haarwasser 😄. Was es mit diesen Seifensäckchen auf sich hatte, das wusste ich nie, dankeschön, liebe Anke. Wie hatten so etwas nicht, aber bei meiner Freundin habe ich sie gesehen. Die Badewanne haben wir mit ATA sauber gemacht. An verschiedene Gerüche erinnere ich mich. Besonders aber an das Kopfschmerzmittel meines Vaters: Koko. Es linderte seine Schmerzen und ich bekam davon welche 😏. Es stand im Medizischrank im Bad. Tja, Erinnerungen.
Liebe Grüße, Bettina
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Liebe Bettina, da habe ich ja eine Welle losgetreten. 😀 Ei-Shampoo, genau. Gab es auch als Monodosis, in diesen Plastiktütchen, weißt du noch? Und ATA, aber hallo! Das rieche ich auch noch in Gedanken. Schmerzmittel, auf das ich im Bad Zugriff hatte und es mal bei Liebeskummer versucht habe, war bei uns Analgin. Koko klingt ja wie ein Rauschmittel 😉, das kannte ich nicht. Ich wünsche dir ein entspanntes Wochenende, vielleicht noch mit der ein oder anderen netten Erinnerung! LG Anke
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Liebe Anke, du beschreibst ein Shampoo aus meiner Kindheit. Es gab nur für kurze Zeit ein Produkt das sehr stark nach grünem Apfel roch und die Farbe des Apfels hatte. Dieses Produkt war nicht sehr lange auf dem Markt. Anscheinend war es schädlich. Meine Freundinnen und ich waren verrückt danach, denn selbst nach dem trocknen der Haare dufteten die Haare nach diesem grünen Apfel.
Lieber Gruß Maria
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Ciao Maria, ich las auch, dass der Apfelduft eine Kopie aus dem Westen war. Ich hoffe doch, nicht mit schädlicher Formel. Liebe Grüße an dich!
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…und wenn, wir leben noch😁. Der Duft war es wert. Schönes Wochenende
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Genau. Danke, das wünsche ich dir auch!
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Analgin gibt es heute noch und wird gut gehütet in unserer Hausapotheke. Linda neutral fällt mir noch ein. Bei der Monodosis 😄 Ei-Shampoo denke ich gleich noch an das Schuhputzmittel, auch aus so einem merkwürdigen Plastiktütchen 😀. Damit haben wir auch die linoleumbelegten Treppenstufen gewienert. Sicher fällt uns beiden noch mehr ein! Dankeschön, dir auch ein schönes Wochenende und LG Bettina
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Ein bestimmter Duft von Produkten hängt mir da nicht im Kopf, aber der Geruch von Lappen und Seife sicher. Und die Erinnerung mit viel zu wenig Wasser in der kalten Badewanne der Omma zu sitzen und zu warten, bis sie endlich mit dem Kessel heißen Wassers aus der Küche kommt. Füße weg, Vorsicht Junge … is‘ heiß!
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Ja, Fernheizung und heißes Wasser ausm Hahn zu haben war schon ein Privileg.
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An Produkte kann ich mich nicht mehr erinnern – weder aus der Kindheit noch aus der Erwachsenenzeit. Aber ich bin ganz glücklich darüber, dass ich mein ganzes Leben eine Badewanne zur Verfügung hatte.
Lieben Gruß
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Oh ja, die war was wert. Und am besten dazu fließend warm Wasser! Danke fürs Vorbeischauen bzw. -lesen und hab einen schönen Abend, liebe Clara!
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In der Kindheit gab es eine Gastherme, die hat das Wasser wunderbar erwärmt. Später dann lange Zeit warmes Wasser aus der Wand und jetzt habe ich einen elektrischen Durchlauferhitzer, der gefällt mir natürlich nicht so sehr.
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Liebe Anke, ich bin gar nicht zum Lesen gekommen in der letzten Zeit, bestaune nun die vielen Kommentare und reihe mich gern ein. Bei mir gab es auch sehr andere Pflegeprodukte im Badezimmer als heute. Ich erinnere mich an Kernseife, zu der ich seit einiger Zeit zurückgekehrt bin. Ich kannte tatsächlich auch ein Leben ohne Badezimmer, allerdings nur kurz. Damals wurde die
Zinkwanne zum Baden aus der Waschküche geholt.
Später, als es Badezimmer und Badewanne gab, haben wir uns mit Kernseife gewaschen, bis dann die vielen unterschiedlichen Seifen auf den Markt kamen. Gurkenmilch kenne ich auch, aus der Zeit, als ich anfing, meine Kosmetik selbst herzustellen. Es gab überall die Spinnrad-Läden, in denen man nicht nur die Utensilien für die Kosmetik kaufen konnte, sondern auch Kurse über die Herstellung von Cremes machen konnte. Ich habe das bald wieder sein lassen, weil die Cremes so schnell ranzig geworden sind. Das war etwas eklig.
Und das Seifensäckchen – das benutze ich auch wieder, allerdings aus Sisal und nicht aus Plaste.
Was für ein schönes Thema!!!
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Danke dir Roswitha, fürs Teilen deiner Erinnerungen. Sicher waren die einfachen Seifen und Mittel früher nicht die schlechtesten. Meine Mutter hatte kaum Falten, und jahrelang nur eine simple Allzweck-Creme benutzt. Was man uns jetzt alles verkauft … hilft auch nicht. 😉
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Bodenständige Seife…. hübsch formuliert. Wirst Du mit dem Gurkenzeug eventuell in einem dieser real existierenden Ostshops fündig? Gibt ja noch ein paar davon, hatte einen in der Nähe von Oschersleben entdeckt.
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Hm, ich bin ja so selten in der alten Heimat, in einem „realexistierenden“ Ost-Laden war ich noch nie. Im Internet gibt es auch einiges, aber die verschicken sicher nicht nach Italien oder nur zu horrenden Preisen. Da ich nicht glaube, dass es genau das Produkt mit derselben Formel noch gibt, müsste ich das schon testen können. Was ich mal übers Internet kaufte, war ein „Parfümdeo“ einer Westmarke, das ich Ende der 80er-Jahre aus Ungarn hatte. Holla, das war wirklich eine olfaktorische Reise in die Vergangenheit. Genau wie damals.
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Ach, herrlich. – Ich werde mir demnächst mal wieder bei Wikana eine Ladung Kekse bestellen. „Othellino“, diese Dinger mit ’nem dicken Schoko- Klecks drinnen. Der Hammer schlechthin.
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Hihi. Ich mochte die Nougatkekse, Edel-Mürbchen. Auch Wikana. Die sahen aber anders aus damals. Vielleicht schmecken sie noch genauso?! Das Verrückte ist, dass es heute auch Duschbad oder Shampoo mit Keks- oder Zuckerwatteduft gibt. Deshalb meine „bodenständige“ Seife. 😉
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Muss ich dann auch mal probieren, die Dinger. Ich kannte nur die normalen Othello von meiner Oma.
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