Weihnachten war im Osten der neunziger Jahre ein eigenartiges Fest. Schon nachmittags gegen zwei Uhr, der Baum stand noch verpackt im Garten, konnte es passieren, dass man über die riesengroßen, überall im Haus verteilten Einkaufstüten flog und dabei sehr unsanft auf die Herkunft der noch verpackten Geschenke hingewiesen wurde: Diesmal waren die Eltern also bei Globus gewesen, und uns Kindern wurde wieder einmal klar, dass sie diese Tempel des schlechten Geschmacks, die auf den grünen Wiesen zwischen Rostock, Sonneberg und Görlitz binnen weniger Monate wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, wie nichts auf der Welt zu lieben schienen und nicht einmal am Weihnachtsfest auf sie verzichten wollten. Je nach Sonderangebotslage stellte sich so der Gabentisch zusammen. … Allein und völlig erschöpft, es war noch nicht einmal drei Uhr, stand ich vor dem riesigen Berg mit Geschenken, die niemand brauchte und keiner wollte, und wünschte mich weit weg.
Jana Hensel, Zonenkinder*

*Werbung unbeauftragt und unbezahlt.
Titelbild: Symbolbild von Pexels
Oh, Zonenkinder steht hier auch noch im Regal. Wir sind die älteren Geschwister derjenigen.
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Genau. Und das Erleben der Veränderungen war angesichts von etwa zehn Jahren Altersunterschied bei bestimmten Dingen wieder um einige Nuancen anders. Spannend.
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Ich hoffe ganz sehr, dass meine Kinder anders über Weihnachten reden (würden).
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Na sicher doch!
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Ich kann mich gut in Deine Gedanken hineinversetzen. Ich hoffe sehr, dass die Kinder in der heutigen schwierigen Zeit vieles anders sehen.
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Ich hoffe auch, dass das Glück des Zusammenseins den Konsumrausch überwinden kann. Danke für deinen Kommentar, liebe Marie.
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Habe ich gelesen und war mittendrin
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