Weihnachts-Zitat: Geschenke

Weihnachten war im Osten der neunziger Jahre ein eigenartiges Fest. Schon nachmittags gegen zwei Uhr, der Baum stand noch verpackt im Garten, konnte es passieren, dass man über die riesengroßen, überall im Haus verteilten Einkaufstüten flog und dabei sehr unsanft auf die Herkunft der noch verpackten Geschenke hingewiesen wurde: Diesmal waren die Eltern also bei Globus gewesen, und uns Kindern wurde wieder einmal klar, dass sie diese Tempel des schlechten Geschmacks, die auf den grünen Wiesen zwischen Rostock, Sonneberg und Görlitz binnen weniger Monate wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, wie nichts auf der Welt zu lieben schienen und nicht einmal am Weihnachtsfest auf sie verzichten wollten. Je nach Sonderangebotslage stellte sich so der Gabentisch zusammen. … Allein und völlig erschöpft, es war noch nicht einmal drei Uhr, stand ich vor dem riesigen Berg mit Geschenken, die niemand brauchte und keiner wollte, und wünschte mich weit weg.

Jana Hensel, Zonenkinder*

*Werbung unbeauftragt und unbezahlt.

Titelbild: Symbolbild von Pexels

Veröffentlicht von Anke

La Deutsche Vita in Bella Italia auf meinem Blog tuttopaletti.com. Geboren in der DDR, lebte ich zunächst im wiedervereinigten Deutschland und habe in Norditalien meine Heimat gefunden. Ein Leben zwischen den Welten und Kulturen, schreibend, lesend, neugierig und immer auf der Suche nach neuen spannenden Geschichten.

7 Kommentare zu „Weihnachts-Zitat: Geschenke

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